Begrüssung durch Verena Doppler der gut gegen den Regen gerüsteten Gruppe.
Aufgeräumte Stimmung beim Picknick im Sonnenschein.
Das immer seltener anzutreffende Rote Waldvögelein (Cephalanthera rubra (L.) Rich.) wurde am 26. Juli von Monika Schoch-Rufli im Gebiet entdeckt. Bild: Martin Bolliger
Begrüssung durch Verena Doppler der gut gegen den Regen gerüsteten Gruppe.
Exkursionsrückblick
Blütenpflanzen am Tag der Artenvielfalt in Reinach AG
vom Samstag 20.04.2024
unter der Leitung von Verena Doppler
Eine Handvoll Unentwegter trotzt dem Regen
Auch an unserem Exkursionstag regnete es wie an so vielen anderen Tagen im 2024. Eine Handvoll Unentwegter liess sich aber davon nicht abhalten und machte sich unter Regenpelerine und geführt von Verena Doppler auf den Weg. Wir haben uns die Inventarisierung der Flächen 4a und 4b vorgenommen, welche auf den ersten Blick keine ganz seltenen Trouvaillen versprachen. Wir freuten uns umso mehr aufs zügige Ansprechen von uns bekannten Blütenpflanzen im schützenden und erholsamen Waldesinnern.
Ein weitläufiges Gebiet mit vielen Lebensräumen
Die uns zur Verfügung stehenden paar Stunden ermöglichten nur eine Teilbegehung des Gebiets. Immerhin durchstreiften wir aber verschiedene Lebensräume, die einiges über einen genutzen durchschnittlichen Buchen-Mischwald des Mittellandes hinausgehen. Denn auch Äcker, Waldsümpfe oder ein Waldweiher zählen zum Gebiet. So hatten wir nach den paar Stunden Botanisieren - wegen des regnerischen Wetters vornehmlich entlang der Wege - 135 Fundmeldungen beisammen. Weitere Beobachtungen folgten später durch die Begehung Einzelner. Und da wude am 26. Juli noch das immer seltener anzutreffende Rote Waldvögelein (Cephalanthera rubra (L.) Rich.) gesichtet! Und es wurden ausserhalb der Botanikgruppe auch Flechten, Pilze und Moose im Laufe des Jahres kartiert. Per Ende Oktober 2024 sind zu diesen Organismen aus den Flächen 4a und 4b 368 Fundmeldungen vorhanden. Wie das Kuchendiagramm zeigt betreffen 43% davon Blütenpflanzen. Und wo überall was gemeldet wurde, ist an den roten Punkten auf der Karte ersichtlich.
Zusammen Pflanzen kennenlernen
Floristisch gab es keine grossen Überraschungen, aber immer wieder Pflanzen, die einen anrührten. Uns umfing ein Wald mit verschiedenen Gesichtern. Diese reichten von den menschlichen Spuren der Forst- und Erholungsnutzung bis hin zur mystischen Wasser- und Sumpfwelt, wo auch andere Wesen zu existieren scheinen. Vor diesem Hintergrund fand in der kleinen Gruppe ein schöner fachlicher Austausch statt und wir lernten voneinander.
Herzlichen Dank an Verena für Vorbereitung und Leitung dieses auf verschiedenen Ebenen bereichernden und eindrucksvollen Tags der Botanik!
Ackerbegleitflora
Auch in diesem Ackerfeld werden Pflanzen gefunden.
An der Peripherie des Gebiets befindet sich ein Acker mit etwas unerwartet vielfältiger Ackerflora. Sie können auch eng verzahnt ineinander leben wie im Bild links, wo sich der etwas weniger häufige Gemeine Ackerfrauenmantel (Aphanes arvensis L.) und die weit verbreitete Acker-Taubnessel (Lamium purpureum L.) ineinander verschlingen. Weiter haben wir unter anderem im Acker auch noch beobachtet: Acker-Rettich (Raphanus raphanistrum L.), Acker-Senf (Sinapis arvensis L.), Echte Kamille (Matricaria chamomilla L.), Gemeines Hirtentäschel (Capsella bursa-pastrois (L.) Medik.), Persischer Ehrenpreis (Veronica persica Poir.), Schotenkresse (Arabidopsis thaliana (L.) Heynh.).
Krautschicht im Buchenmischwald
Aronstab, Vierblättrige Einbeere (beide im linken Bild vereint) und Schuppenwurz (rechtes Bild) sind Geophyten. Also Pflanzen, die mit Knospen an Rhizomen, Knollen oder dergleichen unter der Erdoberfläche überwintern. Diese Speicherorgane erlauben den Frühlingsgeophyten einen zeitigen Austrieb vor dem Blätterdach der Baumschicht und sichert eine optimale Nutzung des Lichts. Die Schuppenwurz hat kein Chlorophyll und ist nicht auf ausreichende Lichtverhältnisse angewiesen. Sie ist ein Wurzelparasit auf holzigen Wirtspflanzen wie Buche, Erle, Hasel und weiteren Laubhölzern.
Der grösste Teil der Untersuchungsfläche ist bewaldet. In der Krautschicht bewähren sich mehrjährige Pflanzen, die hauptsächlich Geophyten oder Hemikryptophyten sind. Eine Auswahl der beobachteten Geophyten: Bärlauch (Allium ursinum L.), Busch-Windröschen (Anemone nemorosa L.), Echter Waldmeister (Galium odoratum (L.) Scop.), Gemeiner Aronstab (Arum maculatum L.), Grosses Hexenkraut (Circaea lutetiana L.), Schuppenwurz (Lathraea squamaria L.), Vielblütiges Salomonssiegel (Polygonatum multiflorum (L.) All.), Vierblättrige Einbeere (Paris quadrifolia L.), Waldhirse (Milium effusum L.). Und von Hemikryptophyten: Ährige Rapunzel (Phyteuma spicatum L.), Dunkelgrünes Lungenkraut (Pulmonaria obscura Dumort.), Nickendes Perlgras (Melica nutans L.), Rote Waldnelke (Silene dioica (L.) Clairv.), Wald-Schlüsselblume (Primula elatior (L.) L.), Wald-Segge (Carex sylvatica Huds.), Wald-Veilchen (Viola reichenbachiana Boreau), Wald-Witwenblumen (Knautia dipsacifolia Kreutzer), Wilde Brustwurz (Angelica sylvestris L.).
Waldsumpf
In der üppigen Sumpfvegetation sind die blühenden Sumpf-Dotterblumen (linkes Bild) und Sumpf-Baldriane (rechts Bild) kaum mehr als kleine Tupfer.
Der südöstliche Bereich der Untersuchungsfläche ist vernässt, mit Gräben durchzogen und es gibt auch ein stehendes Gewässer. In den versumpften Böden gedeihen unter anderem Bach-Nelkenwurz (Geum rivale L.), Gemeiner Gilbweiderich (Lysimachia vulgaris L.), Gewöhnlicher Arznei-Baldrian (Valeriana officinalis L.), Moor-Geissbart (Filipendula ulmaria (L.) Maxim.), Schlaffe Segge (Carex flacca Schreb.), Sumpf-Dotterblume (Caltha palustris L.), Sumpf-Baldrian (Valeriana dioica L.), Vierkantiges Weidenröschen (Epilobium tetragonum L.), Waldbinse (Scirpus sylvaticus L.), Wasserdost (Eupatorium cannabinum L.).
Offenes Wasser in Weiher und Gräben
Sind das im offenen Gewässer Teich- oder Seerosen oder sogar Beides? Etwas einfacher zugänglich sind dann doch die Pflanzen in den Gräben.
Wie denn Pflanzen im offenen Gewässer trockenen Fusses erkunden? Mit der Wurfangel. Diese wird ins Gewässer geworfen und die sich darin verfangene Pflanze kann herausgezogen und an Land bestimmt werden. Eine auf Wasserpflanzen spezialisierte Teilnehmerin konnte so erkennen, dass es im Gebiet Schwimmblätter von Teich- und Seerosen hat. Beide haben tief eingeschnittene, herzförmige Blätter. Bei der Seerose sind sie eher rundlich, bei der Teichrose oval. Die Teichrose hat zudem gegen den Blattrand hin eine charakteristisch verzweigte Blattaderung. Am und im Wasser haben wir folgende Pflanzen notiert: Bachbungen-Ehrenpreis (Veronica beccabunga L.), Blut-Weiderich (Lythrum salicaria L.), Fieberklee (Menyanthes trifoliata L.), Gelbe Schwertlilie (Iris pseudacorus L.), Grosse Teichrose (Nuphar lutea (L.) Sm.), Schilf (Phragmites australis (Cav.) Steud.), Weisse Seerose (Nymphaea alba L.).
Weg- und Waldränder, Gebüsche, Waldschläge, Bäume
Einstieg ins Gebiet bei einem Wegrand mit uns bekannter Flora und mitten im Gebiet wunderliches Betrachten des weiblichen Blüten-/Fruchtstands der Schwarz-Pappel (Populus nigra L.).
Übergänge zwischen Lebensräumen, gestörte Zonen und selbstverständlich auch die Strauch- und Baumschicht beherbergen einen wesentlichen Teil der vorgefundenen Flora. So haben wir 33 verschiedene Strauch- und Baumarten vorgefunden. Und an Wegrändern oder Waldsäumen stachen uns nebst den "üblichen Gundelreben und Co." der Besenginster (Cytisus scoparius (L.) Link), die Knotige Braunwurz (Scrophularia nodosa L.) oder die unsägliche Grosse Klette (Arctium lappa L.) ins Auge.
Bilder: Gertrud Burger